Am 3. November 2025 ging das Projekt „AI Impact – Wir mit KI“ mit einer inspirierenden Abschlussveranstaltung zu Ende. Fast vierzig engagierte Teilnehmer*innen zogen Bilanz, tauschten sich aus und stellten die entscheidende Frage: Wie können wir Künstliche Intelligenz kompetent, kritisch und kreativ in unseren Alltag integrieren? Nach dreißig erfolgreichen Veranstaltungen und über 1.300 Anmeldungen stand fest – KI ist längst kein Nischenthema mehr, sondern betrifft uns alle. Ob in Bildung, Beruf oder privatem Umfeld: Der reflektierte Umgang mit KI wird zur Schlüsselkompetenz unserer Zeit.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Konzept der KI-Kompetenz, das Lukas Spahlinger als Kombination aus Wissen, Fähigkeiten und Haltung vorstellte. Es geht nicht nur darum, zu verstehen, wie KI-Systeme funktionieren, sondern auch darum, ihre Grenzen und gesellschaftlichen Auswirkungen zu erkennen. Technische Begriffe wie Large Language Models, Trainingsdaten oder Wahrscheinlichkeiten wurden ebenso thematisiert wie praktische Herausforderungen – etwa Halluzinationen oder Bias in Algorithmen. Doch KI-Kompetenz endet nicht beim technischen Verständnis. Sie umfasst auch die Fähigkeit, KI als Werkzeug sinnvoll einzusetzen, ohne menschliche Kompetenzen zu ersetzen. Gezieltes Prompting oder die Co-Moderation von Prozessen zeigen, wie KI den Alltag bereichern kann, wenn wir sie bewusst und verantwortungsvoll nutzen.
Rechtliche Rahmenbedingungen wie Datenschutz (DSGVO, DSGEKD), Urheberrecht und die Anforderungen des AI Act sind dabei keine lästigen Pflichten, sondern notwendige Grundlagen für einen transparenten und fairen Einsatz. Gleichzeitig wirft KI grundlegende Fragen auf: Wie verändert sie Demokratie, Arbeitsmarkt oder soziale Beziehungen? Was bedeutet es, wenn KI-Companions Einsamkeit lindern oder Bildungsgerechtigkeit beeinflussen? Und wie gehen wir mit ethischen Dilemmata um – von Diskriminierungsrisiken bis zu globalen Arbeitsbedingungen in der KI-Entwicklung?
Diese Fragen zeigen: KI-Kompetenz bedeutet, Technologie nicht nur zu bedienen, sondern ihre Wirkung auf Mensch und Umwelt zu hinterfragen. Passend dazu wurde das Buch „Wir mit KI – Künstliche Intelligenz verstehen und kompetent nutzen“ (Albers-Heinemann & Spahlinger, 2025) vorgestellt, das ab sofort kostenlos unter einer Creative-Commons-Lizenz verfügbar ist. Es richtet sich an Multiplikator*innen, Pädagog*innen und alle, die KI nicht als black box, sondern als gestaltbaren Teil unserer Gesellschaft begreifen wollen.








Wenn KI zum Gesprächspartner wird
Tobias Albers-Heinemann widmete sich einem besonders spannenden Aspekt: der Conversational AI. Diese Systeme verstehen nicht nur Sprache, sondern generieren kontextbezogene Antworten und entwickeln sich durch Interaktion weiter. Doch wie lernt KI eigentlich? Durch die Analyse großer Datenmengen, das Erkennen von Mustern und die kontinuierliche Anpassung an Nutzer*innen-Feedback. Jeder Dialog mit einer KI trägt dazu bei, sie präziser und nutzer*innenfreundlicher zu machen.
Noch faszinierender wird es, wenn KI mit einer eigenen „Persönlichkeit“ ausgestattet wird. Durch gezieltes Charakterdesign kann sie als Berater*in, Tutor*in oder kreative*r Sparringspartner*in agieren – mit individuellem Tonfall, spezifischer Wortwahl und sogar typischen Eigenheiten. Plötzlich wirkt die Interaktion mit einer Maschine fast menschlich. Doch diese Entwicklung wirft Fragen auf: Sollte KI wirklich so „menschlich“ erscheinen? Oder brauchen wir klare Abgrenzungen, um nicht die Grenze zwischen Technologie und sozialer Realität zu verwischen?
Um diese Konzepte erlebbar zu machen, wurden im Vorfeld vier KI-Personas entwickelt, mit denen die Teilnehmer*innen direkt interagieren konnten. Die Erfahrungen zeigten, dass KI nicht nur ein technisches Werkzeug ist, sondern auch emotionale und soziale Reaktionen auslösen kann. Das ist eine Chance – etwa in der Bildung oder Beratung –, aber auch eine Herausforderung. Denn wenn KI nicht nur Informationen liefert, sondern auch Gefühle anspricht, verändert sich unsere Beziehung zu Technologie grundlegend.
Lernen durch Erleben: Kreativität und Dialog
Theorie ist wichtig, doch erst die Praxis macht KI-Kompetenz greifbar. Die Wimmelbilder von Benjamin Bertram visualisierten die fünf Dimensionen der KI-Kompetenz auf kreative Weise. Im Gallery Walk tauschten sich die Teilnehmer*innen über die Inhalte aus – eine spielerische Methode, um komplexe Themen zugänglich zu machen. Die Bilder stehen ebenfalls unter einer Creative-Commons-Lizenz zur freien Nutzung bereit.
Noch direkter wurde es bei den KI-Personas. Über das Smartphone konnten die Teilnehmer*innen mit den virtuellen Charakteren ins Gespräch kommen, verschiedene Gesprächsstile testen und diskutieren, wie sich inhaltliche und charakterliche Anpassungen auf die Kommunikation auswirken. Die Erkenntnis: KI ist nicht nur ein Werkzeug, sondern ein sozialer Akteur, der in Bildung, Beratung oder sogar als „Gesprächspartner*in“ wirken kann. Doch diese Interaktionen zeigen auch, wie wichtig es ist, die Grenzen und Möglichkeiten von KI bewusst zu reflektieren.
BarCamp: KI von und für die Community
Im abschließenden BarCamp brachten die Teilnehmer*innen eigene Themen ein – von ethischen Fragestellungen über praktische Anwendungsbeispiele bis hin zu Zukunftsvisionen. Die Diskussionen machten deutlich: KI ist kein abstraktes Konzept, sondern betrifft uns alle. Ob in der Familie, im Beruf oder im öffentlichen Raum – die Entscheidungen, die wir heute treffen, prägen die KI von morgen.
Lukas Spahlinger und Tobias Albers-Heinemann zogen ein positives Fazit: „Es war eine sehr gelungene und spannende Veranstaltung mit vielen engagierten Menschen.“ Die Projektergebnisse – darunter Wimmelbilder, das Buch und Dokumentationen – stehen ab sofort kostenlos auf der Projektwebsite zur Verfügung. Sie sollen Multiplikator*innen, Pädagog*innen und Interessierte dabei unterstützen, KI-Kompetenz in ihre Arbeit zu integrieren.
KI gestalten – aber wie?
Die Abschlussveranstaltung von „AI Impact – Wir mit KI“ zeigte eines deutlich: KI-Kompetenz ist keine individuelle Fähigkeit, sondern eine gemeinschaftliche Aufgabe. Die Materialien des Projekts sind frei zugänglich, denn Wissen über KI darf kein Privileg sein. Doch die eigentliche Arbeit beginnt jetzt. Wie nutzen wir KI, bevor sie uns nutzt? Wie gestalten wir eine Zukunft, in der Technologie den Menschen dient – und nicht umgekehrt?



