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In der gestrigen Podiumsdiskussion der Reihe „Kulturwandel durch Digitalisierung“ sprachen Experten über das komplexe und oft beängstigende Thema Fake News und Desinformation. Annika Kaplan, Referentin für digitalen Wandel bei der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), moderierte die Diskussion, die tiefe Einblicke in die Natur von Desinformation und ihre Auswirkungen auf Gesellschaft und Demokratie bot.
Schaue dir den gesamten Talk an:
Die Experten und ihre Perspektiven
- Lukas Spahlinger, Politikwissenschaftler und Referent für digitale Welt im Zentrum gesellschaftliche Verantwortung der EKHN, betonte die Verbindung zwischen digitalem Wandel und demokratischen Prozessen. Mit seinem Hintergrund in empirischer Demokratieforschung fokussierte er auf die Auswirkungen digitaler Medien und von Desinformation auf die Demokratie.
- Jan Hinrik Schmidt, Soziologe und Kommunikationswissenschaftler am Leibniz-Institut für Medienforschung in Hamburg, untersucht seit Mitte der 2000er Jahre soziale Medien. Er interessiert sich dafür, wie digitale Medien unser Informationsverhalten und die Herstellung gesellschaftlicher Öffentlichkeit verändern.
- André Wolf vom Verein Mimikama, einem Verein gegen Internetmissbrauch, brachte praktische Beispiele aus seiner täglichen Arbeit mit. Obwohl er evangelische Theologie studiert hat, liegt sein Schwerpunkt auf der Bekämpfung von Desinformation, Propaganda und Falschmeldungen im Internet.
Fake News und Desinformation sind zentrale Begriffe in aktuellen Diskussionen, die oft missverstanden werden. André Wolf klärte in einer Expertenrunde, dass „Fake News“ bewusst falsch verbreitete Informationen meint, deren Ziel es ist, die Wahrnehmung der Menschen gezielt zu manipulieren. Es handelt sich dabei nicht um einfache journalistische Fehler oder Satire, sondern um strategische Desinformation, die die Gesellschaft beeinflussen soll. Ein Beispiel hierfür ist die Nutzung aus dem Kontext gerissener Bilder, wie etwa das eines Müllhaufens nach einer Veranstaltung, das fälschlicherweise zur Diskreditierung von Klimademonstranten genutzt wurde.
Lukas Spahlinger verdeutlichte, dass Desinformation zwar kein neues Phänomen ist, durch digitale Medien jedoch verstärkt und beschleunigt wird. Mit Techniken wie Mikro-Targeting können gezielt bestimmte Gruppen angesprochen und beeinflusst werden. Die einfache Erstellung und rasche Verbreitung über soziale Medien tragen zur Reichweite dieser Fake News bei. Jan Hinrik Schmidt ergänzte, dass traditionelle Gatekeeper wie Journalisten durch die Digitalisierung umgangen werden. Politiker können so direkt Millionen Menschen ansprechen, ohne einer journalistischen Prüfung unterzogen zu werden.
Die Auswirkungen auf die Demokratie sind gravierend. Fake News untergraben das Ideal wahrhaftiger Kommunikation und stärken populistische Akteure. Soziale Medien bieten diesen Akteuren eine Plattform, auf der sie unwidersprochen Inhalte verbreiten und Emotionen wie Angst schüren können. Qualitativ hochwertiger Journalismus spielt hier eine Schlüsselrolle, da fundierte Informationen für eine informierte Entscheidungsfindung in der Demokratie essenziell sind.
Als Lösungsansätze betonten die Experten die Bedeutung von Bildung. Jan Hinrik Schmidt plädierte für eine umfassende Medienbildung, die das Verständnis für Journalismus und soziale Medien stärkt. André Wolf stellte zudem die Konzepte des „Debunking“ und „Pre-Bunking“ vor. Während Debunking darauf abzielt, falsche Informationen zu entlarven, bereitet Pre-Bunking die Menschen darauf vor, Desinformation frühzeitig zu erkennen. Die Förderung kritischen Denkens sowie demokratischer Kompetenzen in der Bildung ist hierbei zentral.
Die Diskussion verdeutlichte, dass Fake News und Desinformation ernsthafte Bedrohungen für die Demokratie darstellen. Eine Kombination aus technologischen Lösungen, regulatorischen Maßnahmen und Bildungsinitiativen könnte jedoch helfen, diesen Herausforderungen entgegenzuwirken. Es ist Aufgabe aller, wachsam zu bleiben und eine offene Gesellschaft zu fördern.